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rogufe
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Nachruf auf eine Katze
Es war ein Sommertag, als Peter von einem Bauernhof eine Katze mitbrachte. Wir haben Katzen gerne. Nicht viel später hatten wir drei weitere kleine Kätzchen. Winzige, herzerweichende Wollknäuel, die im Schlafzimmer zur Welt gekommen waren; ein getigertes, ein schwarzes und eine dreifärbige, langhaarige Glückskatze mit vier weißen Pfoten und langer weißer Brustbehaarung, die sie aussehen ließ wie die hermelinbesetzte Robe des obersten Gerichtshofpräsidenten. Eine Schönheit!
Aber noch viel schöner war ihre Seele. Sie war uns so herzlich zugetan, wie es bei einer Katze nur sein kann. Nicht steigerungsfähig. Bei aller Reserviertheit Fremden gegenüber, begann sie zu schnurren, wenn wir uns ihr näherten, sie ansprachen oder streichelten. Steil aufgerichteter Schwanz, gespreitzte Schnurrhaare und gutturals Schnurren - so begrüßte sie mich, wenn ich nach Hause kam. Man konnte nur Gutes von ihr erwarten, zumindest wenn man keine Maus oder kein Vogel war. Natürlich durfte sie mit ins Bett.Wenn man ihr Futter gab, ging sie zum Fress- pardon -
Essnapf und setzte sich davor, wartete und schaute uns an. Erst wenn man sie freundlich ansprach und und ein paar mal über den Rücken streichelte, begann sie zu essen; das gehörte zum Ritual.Natürlich war sie verspielt und das Beobachten ihrer elastisch-anmutigen Bewegungen war ein Vergnügen. Sie wurde ein Familienmitglied mit allen Rechten und keinen Pflichten, außer uns seelisch zu betreuen. Und das konnte sie perfekt! Wenn einmal – wie oft im Leben – nicht alles nach Wunsch verlief und man niedergeschlagen war, kamen ihre seelentherapeutischen Fähigkeiten voll zur Geltung. Wenn ich “Schatzi” auf meine Brust legte und ihren vom Schnurren bebenden Körper unter meinen Kinn legte und sich ihre Vibrationen und guten seelischen Schwingungen auf mich übertrugen, war alles besser.Ich habe das oft genossen. Die Welt war in Ordnung. Nichts ist beruhigender als Katzenschnurren, das man am Körper fühlt. Gutes Karma. – Und ihr ruhiger, tiefer Blick. Was willst Du mehr? Ist es nicht gut? Sie wußte, von uns kommt nichts Böses. Wenn man ihr versehentlich auf die Pfote stieg, war das natürlich ein Unfall; kein Grund wegzulaufen. Wenn man sie in der Badewanne mit lauwarmem Wasser schamponierte, hatte sie keine Freude, aber es mußte wohl hie und da sein, daher ließ sie es über sich ergehen. Dumme Menschen! Ohrenausputzen und entzündete Augen mit Salbe behandeln waren lästig, aber wohl auch notwendig. Auch Tierarztbesuche mochte sie nicht, waren halt manchmal unumgänglich, inclusive Zahnsteinputzen in Narkose, dafür hatte sie auch mit 18 Jahren noch alle Zähne, mit denen man liebevoll-zart die Finger der “Dosis” (das sind jene Menschen, die die Dosen mit Katzenfutter zu öffnen hatten) abnagen konnte. Wir haben das “indianische Liebesbisse” genannt. Dann wurde “Schatzi” krank. Nicht dass es geklagt hätte, aber es fraß nicht mehr und verfiel. Die Sonographie erbrachte Tumore in der Leber (inoperabel). Der Gang wurde schwankend und sie wurde ganz ruhig. Saß oder lag da und sah mit unergründlichem Blick auf Dinge, die wir nicht sehen konnten. Sie wußte, sie müsse nun bald in den “sphärischen Raum” gehen und machte sich innerlich auf den Weg zur Regenbogenbrücke.Wir waren noch am Vorabend ihres Todes beim Tierarzt; ein letzter Versuch. Daheim lag sie apathisch im Körbchen und atmete immer flacher und schneller, unterbrochen von tiefen Seufzern. Wir saßen am Boden um sie herum und litten mit. Wenn man sie langsam und zart streichelte, schnurrte sie laut, als ob sie ihr Leiden wegschnurren könnte. Aber es ging nicht mehr. Die Augen weit geöffnet, als wollte sie die Welt mit ihrem Blick noch festhalten, wurde sie immer kurzatmiger und eine Pfote begann immer wieder zu zucken. Wir saßen weinend um sie. 18 Jahre war sie Teil unserer Familie, hatte Freude und auch Trost gespendet, mehr als manche Menschen es vermögen. NUR EINE KATZE. Kurz nach Mitternacht war es vorüber; sie hatte die Regenbogenbrücke überschritten. Wir umarmten uns. - So möchte ich auch sterben; im Kreise meiner Lieben, nicht im Abstellraum eines Krankenhauses.Ich werde nun “Schatzi” im Garten begraben.
Es war ein Sommertag, als Peter von einem Bauernhof eine Katze mitbrachte. Wir haben Katzen gerne. Nicht viel später hatten wir drei weitere kleine Kätzchen. Winzige, herzerweichende Wollknäuel, die im Schlafzimmer zur Welt gekommen waren; ein getigertes, ein schwarzes und eine dreifärbige, langhaarige Glückskatze mit vier weißen Pfoten und langer weißer Brustbehaarung, die sie aussehen ließ wie die hermelinbesetzte Robe des obersten Gerichtshofpräsidenten. Eine Schönheit!
Aber noch viel schöner war ihre Seele. Sie war uns so herzlich zugetan, wie es bei einer Katze nur sein kann. Nicht steigerungsfähig. Bei aller Reserviertheit Fremden gegenüber, begann sie zu schnurren, wenn wir uns ihr näherten, sie ansprachen oder streichelten. Steil aufgerichteter Schwanz, gespreitzte Schnurrhaare und gutturals Schnurren - so begrüßte sie mich, wenn ich nach Hause kam. Man konnte nur Gutes von ihr erwarten, zumindest wenn man keine Maus oder kein Vogel war. Natürlich durfte sie mit ins Bett.Wenn man ihr Futter gab, ging sie zum Fress- pardon -
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